Valéry Marie René Giscard d’Estaing oder kurz Giscard ist ein am 2. Februar 1926 in Koblenz geborener, französischer Politiker, der von 1974 bis 1981 das Amt des französischen Staatspräsidenten innehatte.
Nachdem der junge Giscard sich schon im Alter von 17 Jahren an der Résistance gegen die deutsche Besetzung Frankreichs beteilig, und mit 18 auch seine Schule hinter sich gebracht hatte, nahm er mit 18 als Soldat der Armee des freien Frankreich am Vormarsch gegen das Deutsche Reich teil.
Nach einem einjährigen Aufenthalt in Montreal, wo er als Lehrer gearbeitet hatte, graduierte er in den Jahren 1949-1951 an gleich zwei Eliteuniversitäten, der Ecole polytechnique und der École nationale d'administration, um danach bei der prestigereichen Inspection générale des finances zu beginnen.
Als Mitglied der Partei Centre national des indépendants et paysans (einer gemäßigten Rechten) wurde er in Folge der Reformen de Gaulles, die zur fünften Republik geführt hatten, als jüngstes Kabinettsmitglied, Staatssekretär für Finanzen und kurze Zeit später sogar Minister für Finanzen und wirtschaftliche Fragen. In dieser Rolle konnte er Erfolge in der Haushalts-, Stabilitäts- und Währungspolitik für sich verbuchen.
1966 wurde er dennoch aus seinem Amt entlassen und machte über die nächsten Jahre vor allem durch seine kritische Haltungen gegenüber der von der parlamentarischen Mehrheit geführten Politik auf sich aufmerksam.
1969 unterstütze er den erfolgreichen Georges Pompidou bei dessen Kandidatur um das Präsidentenamt und kehrte so ins Ministerium für Wirtschaft und Finanzen zurück. Zu dieser Zeit galt er innerhalb der französischen Politik als hervorragender Politiker und Experte in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Er gehörte zu der Generation von Politikern, die aus dem gehobenen Staatsdienst in die höheren politischen Ämter vorgedrungen waren und gemeinhin als "Technokraten" angesehen wurden.
Unterstützt vom Gaullisten Jacques Chirac gelang es ihm 1974 bereits im alter von nur 48 Jahren Staatspräsident von Frankreich zu werden. Seine Präsidentschaft zeichnete sich durch seine liberale Haltung in sozialen Fragen aus, z.B. bezüglich Scheidung, Verhütung und Abtreibung. Auch leitete er weitreichende Versuche ein das Land strukturell zu modernisieren, was sich in Förderung der TGV-Züge oder auch der Atomkraft widerspiegelt. Seine Popularität litt jedoch deutlich unter einem 1973 beginnenden wirtschaftlich Abschwung, sodass er 1974 durch Mitterrand im Amt abgelöst wurde.
Giscard ist seit 1986 zwar nicht mehr parteipolitisch aktiv, bekleidet aber bis heute, in der Regel ehrenamtlich, Ämter im öffentlichen Bereich und beteiligt sich an politischen Debatten, wobei er stets als Proponent eines geeinten Europas auftritt.
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